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NS-Verfolgungen

Das zentrale Thema jüdischer Geschichte in der öffentlichen Wahrnehmung sind die NS-Verfolgungen in der Zeit von 1933 bis 1945. So hat sich auch das JSZ im Kontext der Erinnerungskultur intensiv mit dieser Phase der lokalen und regionalen Geschichte beschäftigt. Es hat dafür mit anderen Akteur:innen der Erinnerungskultur zusammengearbeitet und die Ergebnisse seiner Beschäftigung mit der Thematik meist auf deren Webseiten veröffentlicht. Dazu gehören vor allem die Biographische Datenbank jüdisches Unterfrankenexterner Link und die Website zum DenkOrt Deportationenexterner Link.

Trauriger Höhe- und Endpunkt der Verfolgungen in der Region und vor Ort waren die Deportationen der jüdischen Menschen aus Würzburg und Kitzingen. Mehr als 2 000 Frauen, Männer und Kinder waren davon betroffen. Nur wenige, die mit nichtjüdischen Partner:innen verheiratet waren oder ein nichtjüdisches Elternteil hatten, blieben verschont.

Deportationen aus Unterfranken - Statistik

In insgesamt neun Transporten hat der NS-Staat die jüdischen Bürger Unterfrankens (damals Mainfranken), denen die Flucht nicht gelungen war, in Lager im Osten Europas deportiert. Voraussetzung hierfür war die Eroberung von Lettland, Polen und Tschechien durch das Deutsche Reich.

Datum Ausgangs- ort Pers. Main- franken Zwischen- halt weitere Pers. Gesamt- zahl Zielort Überlebende Mainfranken
1. 27.11.1941 Würzburg 202 Nürnberg 806 1.008 Riga Jung-fernhof 16
2. 24.03.1942 Kitzingen 208 Nürnberg 792 1.000 Izbica 0
3. 25.04.1942 Würzburg 852 Bamberg 103 955 Krasniczyn 0
4. 10.09.1942 Würzburg 177 Nürnberg 823 1.000 Theresien-stadt 10
5. 23.09.1942 Würzburg 563 Hof 118 681 Theresien-stadt 34
6. 17.06.1943 Würzburg 57 Nürnberg 16 73 Auschwitz-Birkenau 0
7. 17.06.1943 Würzburg 7 Nürnberg 29 36 Theresien-stadt 1
8. 17.01.1944 Würzburg 2 Nürnberg 13 15 Theresien-stadt 1
 9. 08.12.1944 Würzburg 1 1 Theresien-stadt 1
2.069 2.700 4.769 63


Quelle: Elmar Schwinger, Deportation und Vernichtung - das Ende der mainfränkischen Juden 1941-1944, in: Rotraud Ries/ Elmar Schwinger (Hgg.), Deportationen und Erinnerungsprozesse in Unterfranken und an den Zielorten der Transporte, Würzburg 2015, S. 11-50, hier S. 13; die Zahlen für den 5. Transport wurden nachträglich durch den Autor korrigiert, weitere Korrekturen ergaben sich im Zuge der systematischen Erfassung der Deportierten in der Datenbank "Jüdisches Unterfranken".

Eine beträchtliche Anzahl weiterer Juden, die 1933 noch in Unterfranken gelebt hatten und unter dem Druck der NS-Verfolgung weggezogen waren, wurden aus anderen Teilen Deutschlands oder aus den von den deutschen Armeen besetzten europäischen Nachbarstaaten deportiert und ebenfalls meist ermordet. Ihre Zahl ist bislang nicht systematisch ermittelt. Dies gilt auch für zahlreiche Einzelfälle, Menschen, die auf keiner Transportliste stehen. Die vor wie nach den Deportationen allein verhaftet und ermordet wurden, die als Behinderte in den Tötungsanstalten ihr Leben verloren oder keinen Ausweg mehr sahen und Suizid begingen.