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Seligsberger - Entstehung einer Ausstellung

Ein Gemälde gab den Anstoß zu dieser Ausstellungexterner Link, die von Oktober 2015 bis März 2016 gezeigt wurde: Ernestine Seligsberger (1864-1939), in Öl gemalt 1925 von Willy Exner. Es befand sich jahrzehntelang bei den Großnichten in den Niederlanden. Erst eine Restaurierung lenkte das Interesse neu auf das Bild, vor allem aber auf seinen Maler. Denn Willy Exner hatte sich seit 1936 einen Namen als Porträtist von Adolf Hitler und anderen Nazi-Größen gemacht.

Die Familie Frenkel entschied, das Gemälde zurück nach Würzburg zu geben, an seinen Ursprungsort. Und so gelangte es ins Johanna-Stahl-Zentrum. Da Ernestine Seligsberger als Geschäftsfrau mit ihren Brüdern Simon und Sigmund das bekannte Möbel- und Antiquitätengeschäft am Johanniterplatz geleitet hatte, bot das Bild einen willkommenen Anreiz, der Geschichte dieser Frau, ihrer Familie und ihrer Firma weiter nachzugehen.

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Die Recherchen erbrachten mehr als zu erhoffen war. Zunächst allerdings eine eher spärliche Überlieferung zur Vorgeschichte der Familie in Fuchsstadt. Mit Unterstützung einiger, auch sehr weitläufiger Verwandter ließ sich der Stammbaum der Familie bis in die Niederlande und in die USA rekonstruieren. Denn seit der Mitte des 19. Jahrhunderts waren immer wieder Familienmitglieder in die USA ausgewandert, weil sie in Franken keine Perspektive sahen. Auch die Quellen zur Geschichte des Geschäfts flossen aufgrund der Würzburger Quellenverluste von 1945 nicht eben üppig.

Spektakulär machten die Geschichte die unerwarteten Funde und Verbindungen: Autobiographische Aussagen und Fotos von Verwandten und Freunden; ein Bestand an persönlichen Papieren aus der Emigrationszeit in den Niederlanden; eine Mappe mit Möbelzeichnungen, Geschäftspapieren und einem Katalog aus dem Besitz der Kunstschreinerei Hirnickel; Spuren der von Seligsberger verkauften Antiquitäten in Privatbesitz und Museen, darunter ein großer Bestand im Mainfränkischen Museum Würzburg; und schließlich die Sammlung der Seligsbergers im Jüdisch-Historichen Museum in Amsterdam, deren Existenz bislang nur historische Fotos belegten.

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Es gelang nicht nur, die Ausstellung zu erweitern und einen Teil der Sammlung Seligsberger aus Amsterdam auszuleihen, sondern auch mit dem Mainfränkischen Museum zu kooperieren und einen veritablen Katalog einschließlich einer englischen Übersetzung zu erstellen. Ohne die wären die Familien Frenkel in den Niederlanden und Wolff in Israel, Kanada, USA und Südafrika aus dem Prozess der Wiederentdeckung ihrer fast vergessenen Verwandten ausgeschlossen geblieben.