zur Hauptnavigation springen zum Inhalt springen

Landjuden in Unterfranken

Seit dem späten Mittelalter begann sich jüdisches Leben unter dem Druck der Vertreibungen von den Städten aufs Land zu verlagern. Vor allem in Süddeutschland wurde das "Landjudentum" zur bestimmenden Lebensform. Grund genug, sich dieses historischen Themas im Rahmen eines Förderprojekts für den ländlichen Raum anzunehmen.

Kooperationsprojekt "Landjudentum in Unterfranken" (2011 - 2015)

Im November 2011 startete das LEADER-Projekt zum Landjudentum in Unterfrankenexterner Link. Sein Ziel war es, ein Netzwerk “Jüdisches Erbe in Unterfranken“ aufzubauen und mit dessen Hilfe jüdisches Erbe und jüdische Geschichte in Gegenwart und Zukunft der Region zu verankern.

Als Koordinatorin wurde die Judaistin und Historikerin Rebekka Denz eingestellt, die die Durchführung der geplanten Projektteile koordinieren sollte: den Aufbau des Netzwerks, eine Wanderausstellung, Workshops zur Dokumentation von Friedhöfen, die exemplarische Dokumentation baulicher Spuren jüdischen Lebens und die Durchführung von Veranstaltungen mit internationalen Jugendgruppen.

Finanziert wurde das Projekt aus Mitteln der EU, des Bezirks Unterfranken sowie von zwei der drei kreisfreien Städte und der Landkreise des Regierungsbezirks. Unterstützt wurde es durch die sieben LAGs der Region. Konkret verdankt es sich einer Initiative der LAG Wein – Wald – Wasserexterner Link (externer Link) mit Sitz in Thüngersheim, die auch den Arbeitskreis Landjuden ins Leben gerufen hatte. Die LAG war durch Dr. Joachim Först für die Verwaltung des Projekts zuständig und das Johanna-Stahl-Zentrum durch Dr. Rotraud Ries für die inhaltliche Projektleitung.

Zweite Exkursion des Kooperationsprojekts Landjudentum in den Landkreis Würzburg, Station Aub, Führung durch Herrn Pfeufer

Exkursion zur jüdischen Orten im Landkreis Würzburg, Station Aub, 10. Juni 2012

© JSZ/Ries

Zum Ende des Jahres 2013 schied Rebekka Denz aus dem Projekt aus. Ihr war es im Verlauf von zwei Jahren gelungen, Grundlagen für ein Netzwerk derjenigen aufzubauen, die sich in Unterfranken mit der jüdischen Geschichte beschäftigen. Die regelmäßigen Treffen des AK Landjuden und die Projekt-Homepage dienten dem Austausch und der Information, es wurde Beratungsarbeit geleistet. Ferner hat Denz ein deutsch-israelisches Jugendaustauschprojekt und die daraus entstandene Publikation begleitet. Die von ihr durchgeführten Exkursionen zu jüdischen Stätten in den Landkreisen Würzburg, Aschaffenburg und Haßberge stießen auf großes Interesse.

Ihr folgte als Koordinatorin bis zum Ende des Projekts im Jahr 2015 Tabea Franz bzw. Bauer, die mit großem Engagement und weiterhin wachsender Resonanz das Exkursionsprogramm fortsetzte, den AK Landjuden betreute und sich um die Organisation der Wanderausstellung kümmerte.

Wanderausstellung

Zu einem Schwerpunkt des Projekts entwickelte sich die Wanderausstellung “Mitten unter uns. Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert”. Die Ausstellung wurde gemeinsam durch das Kooperationsprojekt und das Johanna-Stahl-Zentrum konzipiert und erarbeitet. Mitglieder des AK Landjuden brachten sich mit ihrem Wissen und ihren Sammlungen ein. Bis zum Ende des Projekts konnte die Ausstellung in allen Landkreisen Unterfrankens und in der Stadt Würzburg 37 mal gezeigt werden.

Das besondere an ihr ist, dass sie sich der gesamten Zeit jüdischer Geschichte in der Region widmet, weil sich schon sehr früh Spuren jüdischer Siedlung auf dem Land nachweisen lassen. Die wichtigsten Themen jüdischen Lebens in der Region werden vorgestellt. Zum anderen geht die Präsentation auf die jüdische Geschichte in jedem Landkreis und in den kreisfreien Städten ein. Je zwei eigene Tafeln wurden zur Geschichte und zu exemplarischen Biographien für die einzelnen Landkreise erstellt.

Texte und Medien der gesamten Wanderausstellung wie auch der Tafeln zu jedem Landkreis liegen seit 2015 als Buch vor. Es stellt zum ersten Mal in einem anschaulichen und breiten Überblickdie Geschichte der Juden in ganz Unterfranken vor und ist weiterhin über das Johanna-Stahl-Zentrum zu beziehen.

Rotraud Ries, Mitten unter uns. Landjuden in Unterfranken vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Die Wanderausstellung im Buch. Unter Mitarbeit von Rebekka Denz, Würzburg 2015, 144 S.