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Willkommen

Das Johanna-Stahl-Zentrum ist der regionale Ansprechpartner für jüdische Geschichte in Unterfranken. Es dokumentiert die Geschichte der jüdischen Bevölkerung und bietet Veranstaltungen an. Das Zentrum verfügt über eine Fachbibliothek und über Sammlungsbestände. Wichtige Hinweise für Ihre Recherchen sowie Informationen zu einfachen Themen erhalten Sie auf dieser Seite.

Öffnungszeiten während der Wanderausstellung "Geliebte Gabi"

Montag bis Donnerstag jeweils von 10 bis 17 Uhr
Freitag von 10 bis 14 Uhr
Der Eintritt ist frei

Bitte beachten Sie: Am 23.04., 24.04., 29.04. und 30.04.2024 bleibt das Johanna-Stahl-Zentrum aufgrund der jüdischen Feiertage geschlossen.

Die "Hepp-Hepp"-Unruhen - Vortrag von Prof. Laux am 24.10.2019

In diesem Jahr jährt sich der erste Pogrom gegen Juden im 19. Jahrhundert zum 200. Mal. Unter dem Hetzruf „Hepp-Hepp“ wurden Häuser geplündert und ihre jüdischen Bewohner gewaltsam durch die Straßen und vor die Stadt getrieben. Das Ganze fand im Sommer 1819 in Würzburg statt und strahlte von dort auf andere Städte aus. Der Staat fühlte sich herausgefordert.

Dass diese Vorgänge in Würzburg begannen und dass dies wenige Jahre nach der bayerischen Herrschaftsübernahme in Unterfranken geschah, unterlag keiner Zwangsläufigkeit, war aber auch kein Zufall: Antijüdische Ressentiments bestanden im Grunde überall im damaligen Deutschland. Genährt wurden sie von überkommenen Feindvorstellungen, die wiederum in sozialer Erfahrung und religiösem Eifer gründeten. In Würzburg, wo Juden endgültig seit dem 17. Jahrhundert das Wohnrecht in der Stadt verwehrt gewesen war, setzte die erneute Niederlassung von Juden mit Moses Hirsch aus Gaukönigshofen (1740-1811) und seiner Familie im Jahr 1803 ein. Zu Konflikten vor Ort kam es aber erst, als der bayerische Staat nach der Einführung des „Judenedikts“ mit seinem „Matrikelparagraphen“ 1817 die Wiederansiedlung von Juden in etwas erweitertem Rahmen zuließ.

In der Folge entluden sich die aufgestauten Ressentiments gegen die gerade einmal 34 jüdischen „Seelen“ in der Stadt. Dies geschah ausgerechnet anlässlich des ersten bayerischen Landtags von 1819, auf dem der bayerische König über die Verbesserung der Rechtsstellung von Juden verhandeln ließ. Durch die gewalttätigen Vorgänge in Würzburg sah sich der in der Bevölkerung alles andere als beliebte bayerische Staat in seinen Hoheitsrechten beeinträchtigt und vor aller Öffentlichkeit bloßgestellt.

Vor diesem Hintergrund verbindet der Vortrag das christlich-jüdische Verhältnis im frühen 19. Jahrhundert mit wechselseitigen Problemen von Staat und Gesellschaft. Dabei wird die lokale und regionale Perspektive durch übergreifende Beobachtungen zur deutschen Geschichte bis etwa zur Reichsgründung von 1870/1871 erweitert.

Vortrag von Prof. Dr. Stephan Laux (Trier): Do., 24. Okt. 2019, 19:30 Uhr, David-Schuster-Saal, Shalom Europa
„Die „Hepp-Hepp-Unruhen“ von 1819 – Antisemitismus und Staatsfeindlichkeit vor 200 Jahren“

Sie sind herzlich eingeladen!