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Willkommen

Das Johanna-Stahl-Zentrum ist der regionale Ansprechpartner für jüdische Geschichte in Unterfranken. Es dokumentiert die Geschichte der jüdischen Bevölkerung und bietet Veranstaltungen an. Das Zentrum verfügt über eine Fachbibliothek und über Sammlungsbestände. Wichtige Hinweise für Ihre Recherchen sowie Informationen zu einfachen Themen erhalten Sie auf dieser Seite.

Öffnungszeiten während der Wanderausstellung "Geliebte Gabi"

Montag bis Donnerstag jeweils von 10 bis 17 Uhr
Freitag von 10 bis 14 Uhr
Eintritt ist frei

Bitte beachten Sie, an den Feiertagen ist das Johanna-Stahl-Zentrum geschlossen.

Band zur Erinnerungskultur und Podiumsdiskussion

In vielfältiger Weise hat das Johanna-Stahl-Zentrum in den letzten Jahren zur Erinnerungskultur in Würzburg und Unterfranken beigetragen. Dies spiegelt sich auch in dem soeben erschienenen Band, in dem Dr. Rotraud Ries mit drei Beiträgen vertreten ist. Am 16.03. ab 17:30 h nimmt sie an der Podiumsdiskussion zum Thema teil.

Der Band "Erinnern als vielstimmiges Stadtgespräch. Projekte und Initiativen zur Gedenk- und Erinnerungskultur in Würzburg, hg. v. Kulturreferat d. Stadt Würzburg. Konzept und Redaktion: Bettina Keß, Würzburg 2021" ist soeben im Verlag Königshausen & Neumann erschienen. Er wird am 16.03., dem Tag des Gedenkens an die Zerstörung der Stadt 1945, präsentiert. Es folgt eine Podiumsdiskussion mit Dr. Bettina Keß, Prof. Dr. Jörg Skriebeleit, Dr. Ludwig Unger und Dr. Rotraud Ries zum Thema "Lebendig Erinnern - Demokratie Leben - Perspektiven für die Würzburger Erinnerungskultur". Die Moderation nimmt Stephanie Böhm wahr. Die Veranstaltung findet online statt und kann über die Webseite der Stadt aufgerufen werdenexterner Link.

Neben dem Kulturreferat der Stadt Würzburg, das unter dem damaligen Referenten Muchtar Al Ghusain 2010 den Dialog Erinnerungskultur als Veranstaltungsreihe auflegte, sind es vor allem die verschiedenen Akteure in der Stadt, die in dem Band zu Wort kommen. Sie stellen die breite Vielfalt der Projekte vor, durch die sich die Würzburger Erinnerungskultur auszeichnet.

Das Spektrum reicht von den städtischen Gedenkaktivitäten, der Straßennamenkommission bis hin zu den Publikationen der Geschichtswerkstatt, den einschlägigen thematischen Projekten an der Universität, von der Provenienzforschung in den beiden großen Museen bis hin zu Theateraufführungen. Es geht um Frieden, Flüchtlinge und Zivilcourage, um Versöhnungsarbeit. Auch die übergreifende Thematik der Geschichtskultur in Vergangenheit und Gegenwart wird einem Blick in ihre Zukunft gegenübergestellt, das Thema Erinnerung reflektiert.

Und ganz zentral geht es angesichts der ungeheuerlichen Verbrechen des nationalsozialistischen Staates und seiner Helfer um die Erinnerung an die jüdischen Opfer der NS-Politik. Benita Stolz stellt die erfolgreiche Arbeit des Arbeitskreises Stolpersteine vor (S. 70-76), der bereits an mehr als 600 jüdische und weitere Opfer der NS-Verfolgungen erinnert. Mit seinen Aktivitäten läutete er ab 2005 eine neue Ära intesivierter Erinnerungskultur in der Stadt ein, die in weitere Projekte mündete, die an die jüdischen Menschen im damaligen Unterfranken und ihr Schicksal erinnern.

Diese werden in den Artikeln von Rotraud Ries vorgestellt, die mit ihrem kleinen Team maßgeblich an den jeweiligen Projekten beteiligt war. "Erinnern und Begegnen – Die Besuchswoche für ehemalige Würzburger Jüdinnen und Juden (April 2012)" (S. 98-103) berichtet über die Besuchswoche von 2012, die von der Stadt organisiert und finanziert, jedoch ganz wesentlich von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern getragen wurde. Bleibende Kontakte sind dadurch entstanden. Ein zweites Projekt, "Erinnern an jüdische Geschäftsleute, Ärzte und Rechtsanwälte. Die Stele an der Kaiserstraße" (S. 124-127), geht wesentlich auf die Initiative von Ries zurück und konzentriert sich einmal nicht (nur) auf die Opfer der Shoa, sondern stellt Geschäftsinhaberinnen und Geschäftsinhaber als Teil der Stadtgesellschaft vor. Die Umsetzung des Projekts erfolgte in Kooperation mit der Projektgruppe "Wir wollen uns erinnern". Sie hatte sich seit 2009 mit der Erinnerung an die mit einer Ausnahme in Würzburg gestarteten Deportationen jüdischer Menschen aus Unterfranken und ihren Opfern befasst.

Den öffentlich warhnehmbaren Auftakt stellte der Erinnerungsgang im Mai 2011 dar, an dem mehr als 3 000 Menschen aus ganz Unterfranken teilnahmen. In die Vorbereitungen waren Akteure aus der ganzen Region eingebunden. Weitere Veranstaltungen auf dem "Weg der Erinnerung" zwischen dem Sammellokal am ehemaligen Platz'schen Garten und dem kleinen Güterbahnhof in der Aumühle folgten. Doch das geplante Denkmal am Ende des Weges konnte aus statischen Gründen letztlich nicht gebaut werden. Stattdessen entstand der "DenkOrt Deportationen 1941 - 1944" am zweiten Deportationsbahnhof, dem Hauptbahnhof, wo er 2020 eingeweiht wurde. Und rückte damit in die Mitte der Stadt und der Gesellschaft. Die auf dem DenkOrt aufgestellten Gepäckstücke stammen aus Kommunen in der Region, in denen sich 1933 eine jüdische Kultusgemeinde befand. Historische Informationen am DenkOrt und im online-Angebot stellen diese Gemeinden und die aus ihnen stammenden Menschen biographisch vor. "Die jüdischen Deportierten aus Unterfranken. Die Projekte Erinnerungsweg und DenkOrt Deportationen" (S. 88-97).