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Siegfried Rosenbaum (1892-1942), Schonungen

Siegfried Rosenbaum war der Sohn von Samuel Rosenbaum und seiner Frau Rosa, geb. Jüngster. Die Mutter stammte aus Tann in Hessen. Schon sein Vorfahr Abraham Schmul hatte im Jahre 1800 in Schonungen gelebt und dort als Viehhändler gearbeitet. Siegfrieds älterer Bruder Simon Jacob Rosenbaum (geb. 1890) fiel im Ersten Weltkrieg am 29. Juni 1915 in Frankreich. Die beiden jüngeren Geschwister Kätchen (geb. 1893) und Adolf (geb. 1894) wurden nur wenige Tage alt.

Nach der militärischen Grundausbildung diente Siegfried Rosenbaum von 1915 bis 1918 in einem Infanteriebataillon und erlebte die blutigsten Schlachten an der Westfront mit: bei La Bassee und Arras, Stellungskämpfe bei Artois, Aisne und Craonne, die Schlachten an der Somme und in der Champagne.

Im August 1920 heiratete Siegfried Rosenbaum seine Frau Frieda Braun, die im März 1892 in Westheim bei Haßfurt geboren worden war. Im April 1926 kam der gemeinsame Sohn Kurt zur Welt und die Familie lebte im Haus Nr. 67, der heutigen Hofheimer Str. 18. Obwohl gelernter Lagerist arbeitete Siegfried Rosenbaum vor allem als Fellhändler. Wie eine Zeitzeugin berichtet, verkaufte er jedoch auch Butter und andere landwirtschaftliche Produkte. Um 1924 war Rosenbaum zusammen mit Raphael Rosenberger Vorstand der Israelitischen Gemeinde Schonungen, 1932/33 hatte er das Amt des Schriftführers inne.

Am 10. November 1938 schützte die im Obergeschoss wohnende Familie Siegfried, Frieda und Kurt Rosenbaum vor einem Überfall im Rahmen des Novemberpogroms. Dadurch konnte auch die Demolierung ihrer Wohnung verhindert werden. Vor der Deportation konnte Siegfried Rosenbaum so das umfangreiche Porzellangeschirr seiner Familie der befreundeten Familie Hussy zur Aufbewahrung übergeben. Es blieb bis heute erhalten und ging inzwischen an die Nachfahren in den USA zurück.

Seine Frau Frieda Rosenbaum starb im August 1941 in Würzburg und wurde dort auf dem jüdischen Friedhof beerdigt. Am 22. April 1942 wurde Siegfried Rosenbaum nach Würzburg in das Sammellokal im Platz'schen Garten gebracht. Bei der Durchsuchung nahm man ihm seine letzten Wertegenstände ab, zehn Ess-, sieben Kaffee- und vier Mokkalöffel einschließlich eines Serviettenrings. Drei Tage später wurde Siegfried Rosenbaum mit dem dritten Transport aus Unterfranken nach Krasniczyn deportiert und wohl noch im Jahr 1942 im Raum Lublin ermordet.

Seine Kusinen Karola und Ina Rosenbaum teilten sein Schicksal. Sein Sohn Kurt war hingegen mit knapp 13 Jahren mit einem Kindertransport aus Deutschland ausgereist. Am 14. März 1939 hatte er Schonungen Richtung Berchem-Antwerpen/Belgien verlassen und konnte letztlich über Frankreich, Spanien und Portugal in die USA fliehen. Dort änderte er später seinen Namen in K. Rosenbaum Goldschmidt und gründete eine Familie.

Quellen:
Gemeindearchiv Schonungen;
Zeitzeugen Frau Lutz 3/2011 und Herr Reusch 06/2010;
Heimatkundliche Arbeitskreis Schonungen zur milit. Laufbahn

Recherche und Text:
Elisabeth Böhrer, 2011-2018