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Jüdische Gemeinden und Wohnorte 1933 - kurze Geschichten

Seit 2020 erinnert der DenkOrt Deportationen vor dem Hauptbahnhof in Würzburg an die zerstörten jüdischen Gemeinden in Unterfranken. Und vor allem an die jüdischen Menschen, die dort lebten.

Das Konzept des DenkOrts strebt ein informiertes Gedenken an. Dazu gehören die Informationsstelen am DenkOrt sowie auf der Webseite die Kurzbiographien aller Menschen, die aus Unterfranken deportiert wurdenexterner Link. Hinzu kommen Artikel zu jeder jüdischen Gemeinde und jedem jüdischen Wohnort (kursiv) im Jahr 1933externer Link. Darin soll gezeigt werden, dass die jüdischen Gemeinden in der Region oft schon Jahrhunderte alt waren und welche Entwicklung ihre Bevölkerung nahm. Vor allem aber geht es darum darzustellen, was mit den Menschen in jedem dieser Orte ab 1933 passierte. Denn ab Juli 1943 waren nur noch sehr wenige jüdische Bewohner oder Bewohnerinnen übrig, die mit nichtjüdischen Partnern verheiratet waren oder nichtjüdische Elternteile hatten. Alle anderen waren vertrieben und/oder deportiert und ermordet worden.

Das Team des Johanna-Stahl-Zentrums hat die Kurzbiographien der Deportierten erstellt. Und es recherchiert und verfasst die Gemeindeartikel für die DenkOrt-Webseite. 58 sind inzwischen fertiggestellt, und zwar für die Orte, die bereits mit einem Gepäckstück am DenkOrt vertreten sind. Weitere sind in Arbeit. Am Ende führen die Artikel die Namen der Shoa-Opfer auf, die 1933 im jeweiligen Ort wohnten. Jedenfalls dann, wenn deren Anzahl nicht zu groß dafür ist. Neben den aus Unterfranken Deportierten sind auch die Menschen mit angegeben, die von außerhalb deportiert, individuell oder als Kranke ermordet wurden, und die, die aus Verzweiflung Suizid begingen. Nicht jedoch die Menschen, die bereits vor 1933 und damit freiwillig wegzogen.

Dieses Vorgehen ist neu, denn beim lokalen Gedenken wird meist der Geburtsort zugrunde gelegt, weil das einfacher zu recherchieren ist. Wir fragen hingegen nach den Menschen, die 1933 und später tatsächlich im Ort wohnten und von denen viele erst im Laufe ihres Lebens dort zugezogen waren. Denn nur wenige Personen konnten innerhalb der kleinen Gemeinden Ehepartner finden, die Fluktuation war immer recht groß.